Über 30 InteressentInnen waren in die Oberbettringer Straße gekommen, um am „Earth Day“ mit dem KV Bündnis 90/Die Grünen Schwäbisch Gmünd die andere Art eines Mehrfamilienhauses zu besichtigen.
Nachhaltigkeit spielt auch im Hausbau, Wohnen und am Arbeitsplatz zunehmend eine wichtige Rolle, nach dem Motto „Leben im Einklang mit der Natur“ – sodass die Umwelt möglichst wenig belastet wird. Im Focus stand natürlich das 2020 fertiggestellte Passivhaus im KfW Effizienzhaus Standard 40+ der Baugruppe Sonnenhügel, aber auch Fragen rund um die energetische Sanierung von Bestandsimmobilien konnten gestellt werden.
„Passt die Wärmepumpe wirklich auch für einen Altbau?“ So die Frage eines Interessenten bei der Besichtigung des Baugruppenhauses letzten Samstag auf dem Hardt.
Ja in 90 Prozent der Altbauten problemlos, bei den restlichen 10% ist das mit etwas mehr Anstrengung möglich, so die Aussage von Architekt Karl Miller. Dieses Passivhaus wird beheizt mit einer Erdwärmepumpe, die aus sechs Bohrungen mit 110 m Tiefe Energie gewinnt für Heizung und Warmwasser. Und da das komplette Süddach mit Photovoltaik belegt ist, kann mit eigenem Solarstrom mehr Energie erzeugt werden, als im Jahr für die Wärmepumpe benötigt wird.
Bei den Warmwasser- und Heizkosten horchten alle Besucher auf: 150 € Heizkosten pro Jahr für eine 100 qm-Wohnung.
„Worin besteht denn der Unterschied zu einem Mehrfamilienhaus eines Bauträgers und warum werden nicht alle Neubauten nach diesem Standard gebaut?“ wollte eine Besucherin wissen.
Charly Miller verdeutlichte, dass die Baukosten eines 40 + Passivhauses nur 6-7 % über den Baukosten eines konventionellen Neubaues liegen.
Diese Mehrkosten rechnen sich aber über die Jahre aufgrund der geringen Betriebs- und Energiekosten bei weitem.
Elke Hampp, die mit anderen auch ein solches Baugruppenhaus in Gmünd erstellen möchte und sich für einen Bauplatz bei der Stadt beworben hat, konnte ausführen, dass die zukünftigen BewohnerInnen gemeinsam das Haus planen. Früh in der Planungsphase kann so der eigene Grundriss individuell gestaltet werden und die Gruppe wächst über die gemeinsame Idee zusammen. „Wir haben uns alle schon gut gekannt, als wir ins Haus vor 3 Jahren eingezogen sind“, das bestätigte Antje Narr, deren Wohnung im Erdgeschoss mit großem Gartenanteil besichtigt werden konnte. „Wie viel Platz benötigt so einen Stromspeicher?“ Die Fragende konnte im Technikraum selbst sehen, dass für 24 Wohnungen lediglich der Platz eines Kühlschranks benötigt wird.
„Resiliente Städte und Häuser stellen sich den Folgen des Klimawandels, stärken das Wir-Gefühl durch grüne Lungen und schützen dadurch auch Arten im Tierreich“. So die Ziele des Earth Day. Viele Fledermaus- und Vogel-Nistkästen unter der Traufe des Hauses wie auch das mit 10 Meter hohen Rankpflanzen begrünte Treppenhaus waren hier zu sehen. Die 40 cm dicke Altpapier-Dämmung im Dach schützt vor Sommerhitze und die Lüftung in den Wohnungen transportiert die kühlere Nachtluft im Hochsommer automatisch in die Wohnungen.
Umweltbewusste technische Ausstattung ohne Verschwendung von Material und Ressourcen sowie Wärmeschutz durch zeitgemäße Dämmung ist gefordert. Die Integration der natürlichen Ressourcen ohne Raubbau, eine flexiblere Wohnform – auf die verändernden Bedürfnisse zugeschnitten, Artenvielfalt in Gärten und Stadtlandschaften, saubere Energieversorgung – weg von fossilen Energieträgern – durch Ökostrom, und/oder beispielsweise mit Wärmepumpe im Haus und/ oder Solar auf dem Dach werden müssen Standard beim Hausbau werden. Ein Drittel der klimaschädlichen Emissionen entstehen im Gebäudesektor. Eine Wärmewende ist zentral, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Es ist höchste Zeit, dass Neubauten und umfassende Sanierungen klimaneutral erfolgen. Dabei müssen die Klimamodernisierungen für alle bezahlbar mit wirksamem Mieter*innenschutz, einem Drittelmodell zur fairen Kostenteilung zwischen Staat, Mieter*innen und Vermieter*innen und gezielter Förderung für Vermieter*innen und Wohnungseigentümer*innen einhergehen.
Eine Bauwende für bezahlbares, ressourcenschonendes und nachhaltiges Bauen. Ein Leben im Einklang mit der Natur.